Einführung
Wenn Sie sich jemals gefragt haben, wie man Selbstfürsorge effektiv in Teams, Familien oder Organisationen vermittelt, dann sind Sie nicht allein. In meinen 15 Jahren in Führungsrollen habe ich immer wieder gesehen, dass Burnout nicht durch mangelndes Talent entsteht, sondern durch fehlende Systeme, die Selbstfürsorge ermöglichen. Selbstfürsorge zu lehren geht weit über Wellness-Slogans hinaus – es ist eine echte Managementaufgabe. Ich erinnere mich an eine Phase in einem schnell wachsenden Unternehmen 2018: jeder sprach über schneller, höher, weiter – doch niemand über gesunden Rhythmus. Das Resultat? Mehr Ausfälle als Erfolge. Heute weiß ich: Selbstfürsorge ist kein nettes Extra, sondern ein Wachstumstreiber. Schauen wir uns also an, wie man das lehrt – fundiert, praktisch und ohne Illusionen.
Selbstfürsorge beginnt bei Führungskräften
Wenn Sie anderen beibringen möchten, wie man Selbstfürsorge lebt, müssen Sie als Führungskraft den Takt angeben. Ich habe mehrfach erlebt, dass Teams Kontrollmechanismen ignorierten, solange die Führungsetage selbst rund um die Uhr arbeitete. Realität: Menschen lernen mehr durch Beobachtung als durch Anweisungen.
Ein Beispiel: In einem Projektjahr 2019 habe ich bewusst Meetings nach 17 Uhr vermieden und kommuniziert, dass ich keine Antworten am Wochenende erwartete. Anfangs waren Mitarbeiter skeptisch, ob das ernst gemeint sei. Aber nach drei Monaten sank die Zahl der Überstunden messbar um 22%. Das zeigt: Selbstfürsorge wird nicht gepredigt, sondern demonstriert.
Wichtig ist auch, dass Führungskräfte eigene kleine Routinen offen teilen – ob Sport, digitale Pausen oder feste Erholungszeiten. MBA-Programme reden gern von Vorbildfunktion, aber erst in der Praxis erkennt man die Wirkung: Glaubwürdigkeit entsteht nicht mit Präsentationen, sondern mit konkretem Verhalten.
Klarheit über Prioritäten schaffen
Selbstfürsorge lehren bedeutet vor allem, Menschen zu helfen, zwischen „wichtig“ und „dringend“ zu unterscheiden. In fast jedem Team, das ich beraten habe, gab es mehr Aufgaben als Ressourcen. Das 80/20-Prinzip ist hier Gold wert: 20% der Arbeit liefern 80% des Nutzens.
Vor ein paar Jahren hatte ich mit einem Kunden zu tun, der dringend Wachstum brauchte. Das Team investierte 60% seiner Energie in interne Reports, die kaum Mehrwert schufen. Als wir die Prioritäten geklärt haben, verschob sich der Fokus – weg vom Dokumentieren, hin zum Kunden. Essenz: wer Selbstfürsorge ernst nehmen will, muss Überflüssiges umgehend streichen.
Selbstfürsorge ist kein Yogakurs zusätzlich zum Workload; es ist die Kunst, 30% Ballast loszuwerden. Ich habe erlebt, dass Menschen ihre Wochenstunden von 55 auf 42 reduzieren konnten, ohne Leistung einzubüßen, einfach durch klare Aufgabenhierarchie. Das ist lehrbar – aber nur, wenn man die Komfortzone verlässt und sagt: Nein zu Nebensächlichkeiten.
Strukturen für Pausen und Regeneration
Eine Organisation, die Pausen dem Zufall überlässt, wird keine Selbstfürsorge-Kultur etablieren. Ich habe Unternehmen gesehen, die glauben, Kaffeeküchen seien automatisch ein Regenerationsort. Falsch. Strukturen machen den Unterschied.
In einem Beratungsprojekt haben wir verpflichtende Micro-Breaks eingeführt – zwei Minuten alle 90 Minuten, bewusst ohne Smartphone. Nach vier Wochen meldeten 70% der Mitarbeiter weniger Erschöpfung. Das ist messbare Selbstfürsorge.
Das Lehren von Selbstfürsorge heißt, Pausen nicht nur zu empfehlen, sondern sie ins System zu integrieren. Gerade Wissensarbeit braucht Rhythmus. Wer denkt „eine längere Mittagspause reicht“, ignoriert die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass Dauerfokus nach 90 Minuten abfällt. Hier hilft es, konkrete Tools einzuführen – von Kalenderblockern bis Time-Tracking.
Kommunikation über Belastungsgrenzen
Ein großes Tabuthema bleibt, offen über Workload und Belastung zu sprechen. Viele Mitarbeiter denken, Klagen sei ein Zeichen von Schwäche – ich habe es in fast jeder Kultur erlebt. Aber ohne diese Gespräche scheitert jedes Selbstfürsorge-Programm.
Ich erinnere mich an ein Scale-up, in dem Weekly-Check-Ins eingeführt wurden. Frage eins: „Wie hoch bewertest du deine Energie auf einer Skala von 1 bis 10?“ Plötzlich war das Thema auf dem Tisch. Die Folge: Bessere Umverteilung von Aufgaben, weniger stille Überlastung.
Selbstfürsorge zu lehren heißt, Feedback über Belastung genauso selbstverständlich zu machen wie über Umsatzzahlen. Wer das nicht formalisiert, erntet Schweigen. Und Schweigen kostet – in Fluktuation und Krankheitsausfällen.
Realistische Zielsetzungen, nicht nur Motivation
Viele Unternehmen glauben: mehr Motivation, mehr Output. Aber Übersteigerung von Zielen frisst Selbstfürsorge auf. Ich habe 2020 miterlebt, wie ein Team jedes Quartal scheiterte, weil die Vorgaben 30% über Marktniveau lagen. Folge: Frustration und Burnout.
Selbstfürsorge lehren heißt, Ziele so zu setzen, dass sie fordern, aber erreichbar bleiben. Motivation wird oft überschätzt; was Mitarbeiter langfristig trägt, ist Erfolgserleben. Ich habe bessere Leistung gesehen bei 95%-realistischen Zielen, die mehr Energie freisetzen, als ambitionierte Marc-Utopien.
Digitale Hygiene als Teil von Selbstfürsorge
Selbstfürsorge endet nicht beim Büro – vor allem nicht in Zeiten grenzenloser Erreichbarkeit. Thema: digitale Hygiene. In einem Workshop habe ich Führungskräften gezeigt, wie wichtig E-Mail-Free-Windows sind. Ergebnis: Statt 87 Mails am Tag nur noch 45 relevante – ein Game Changer.
Menschen lehren, ihr Smartphone bewusst abzuschalten, ist ein Teil der Selbstfürsorge. Seit Remote Work 2020 explodierte, hat sich dieser Aspekt massiv verschärft. Wer Selbstfürsorge ignoriert, riskiert, dass Mitarbeiter nie wieder komplett abschalten.
Selbstfürsorge als Teil von Performance-Systemen
Mitarbeiter hören nur selten auf schöne Worte. Aber wenn Selbstfürsorge in KPIs oder Zielvereinbarungen auftaucht, ändert sich Verhalten. Ich habe mit Unternehmen gearbeitet, die Health-Scores direkt in die Quartalsboni einbezogen – plötzlich war Selbstfürsorge kein Privatvergnügen mehr.
Man muss vorsichtig sein, niemanden zu bevormunden. Aber die Realität ist: Was gemessen wird, zählt. Wer Selbstfürsorge lehrt, sollte es in bestehende Performance-Modelle integrieren. Beispiel: Arbeitszeitregelung als „Erfüllungskriterium“. Das ist kein Kontrollinstrument, sondern ein klarer Rahmen.
